Philosoph Arnd Pollmann im Interview in der taz: Philosoph über Moral in der Klimakrise: »Sie wissen ganz genau, was richtig ist«:
[taz] […] Die meisten Menschen versuchen ja nicht aktiv, unsere Lebensgrundlage zu zerstören – sie bewerten aber im Zweifelsfall andere legitime Ziele höher.
[Arnd Pollmann] Das stimmt. Was aber noch viel häufiger vorkommt, sind Rationalisierungen: In Wahrheit wissen Sie ganz genau, was zu tun das Richtige wäre, aber Sie haben einfach keine Lust oder keine Kraft dazu, und dann reden Sie sich und anderen die eigene Willensschwäche schön. Es herrscht aber oft auch Unklarheit, worum genau es bei dem moralischen Konflikt geht. Um Schadensvermeidung, Respekt, Freiheit, Autonomie? Um Glück, Mitleid, Rücksicht, Menschenwürde? Oder vor allem darum, vernünftig oder auch ein guter Mensch zu sein? Da gibt es nicht die eine Ethik, die den Durchblick hat und alle Probleme löst. Nur wenn Sie sich für einen bestimmten Ansatz entscheiden, können Sie im konkreten Fall nachvollziehbar begründen, was zu tun ist.
Pollmann gibt keine Anleitung, wie zu handeln ist, aber es er stellt die bestehenden Ziel-Konflikte und die damit einhergehenden Doppelmoral in den Fokus. Doppelmoral muss – wenn ich ihn richtig verstanden habe – nicht kategorisch falsch sein, aber sie darf auch nicht zur Ausrede oder zum Standard werden, um nicht zu handeln – denn wir wissen, was richtig ist.